Manchmal gibt es ja auch Aussichten wo es vorher eine Einsicht gegeben hat 😉
Von der beengten, aber behaglichen Umarmung der Schneehöhle aus blicken wir hinaus in die Welt. Durch die schmale Öffnung offenbart sich ein Blick, ein Fenster zu den unbegrenzten Möglichkeiten, die das Leben bietet. Auch wenn wir das vielleicht erst mal gar nicht völlig erfassen. Hier, in dieser bescheidenen, beschneiten Zuflucht, war es aber zumindest für mich kurz möglich. Ein Ort der mir einen Moment der Reflexion und der Ruhe schenkt.
Die Welt da draußen erscheint groß und ungewiss, doch von hier aus betrachtet, wird sie zu einem formbaren Spielfeld von Eisfarben, Licht und Schatten, von bekannten Formen, unerwarteten Silhouetten . Die Aussichten, die wir von diesem Aussichtspunkt aus haben, werden zum Spiegel unserer eigenen Gedanken über die Zukunft.
Die Geräusche des Lebens erreichen uns hier nur gedämpft, als wären sie Teil eines entfernten Traumes. Diese Distanz ermöglicht es die Aussichten zu betrachten ohne sie zu bewerten, ohne von der Lautstärke des Alltags überwältigt zu werden. Es erlaubt uns, über unsere Erwartungen und Hoffnungen nachzudenken, ohne von den unmittelbaren Anforderungen des Lebens gestört zu werden.
In diesem begrenzten Raum, umgeben von der Kälte des Schnees, werden wir uns der Wärme unserer eigenen Existenz bewusster. Jeder Atemzug, jede Bewegung fühlt sich intensiver an. Diese Intimität mit dem eigenen Selbst hilft uns, unsere Aussichten auf das Leben klarer zu sehen : Was ist wirklich wichtig? Worauf kommt es an? Für mich, in diesem Moment, beantwortet sich die Frage einfach. Kinderleicht sozusagend. Es kommt genau darauf an. Da zu sein. Bei mir zu sein. Bei mir zu sein trotz oder auch wegen denen die bei mir sind. Ich schriebe viel von wir. Warum? Ich denke das auch wenn nicht alle gerade solche Gedanken haben und sie formulieren sie trotzdem auf einer tiefen Ebene gefühlt werden. Sie werden erlebt. Gelebt. Solche Momente sind Wurzelmomente für mich. Momente in denen meine Kinder tiefe tiefe Wurzeln bekommen die sie später im Leben dringend brauchen.
Die Zukunft mag ungewiss sein, doch von diesem Ort der Stille und Besinnung aus können wir sie mit einem Gefühl der Hoffnung und des Vertrauens betrachten. Wir lernen, dass unsere Aussichten auf das Leben nicht nur von dem bestimmt werden, was vor uns liegt, sondern auch von der Art und Weise, wie wir wählen, sie zu sehen.
So wie die Kinder, die diese Höhle gebaut haben, können auch wir die Freude am Erschaffen, am Gestalten unserer eigenen Zukunft entdecken . Die Aussichten mögen manchmal beängstigend, oft herausfordernd und überwältigend sein. Gleichzeitig wissen wir das sie immer veränderbar sein werden. In der Ruhe dieser Schneehöhle finden wir die Kraft, diese Aussichten nicht nur zu betrachten, sondern sie auch mutig zu gestalten, mit dem Wissen, dass jeder Moment, jeder Atemzug ein Schritt auf dem Weg zu neuen Horizonten ist.